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Leuchtturm Neuwerk nautisch entbehrlich

2013-02-12


Das WSA-Cuxhaven möchte das Leuchtfeuer Neuwerk aufgeben. Andere Quermarkenfeuer sind schon lange abgeschaltet, nun hat auch der Leuchtturm Neuwerk als Feuerträger für die durchgehende Schifffahrt ausgedient.

Manch einer nimmt vielleicht an, man könne durch die Abschaltung von Leuchtfeuern viel Geld sparen. Für einige Türme dürfte das auch stimmen, aber gerade bei diesem Leuchtturm ist für den Betreiber kaum etwas zu sparen: Die teure Bauunterhaltung zahlt schon seit Jahrhunderten (mit kleiner Unterbrechung) die Hansestadt Hamburg. Der Bund ist nur für Laterne und Feuer zuständig - das aber ist kein großer Posten. Für Kampen/Sylt sind diese Kosten zum Beispiel vor einigen Jahren auf 2000,- Euro pro Jahr abgeschätzt worden.

"Nautisch nicht mehr erforderlich" lautete das Urteil der Bundesnautiker. Was aber für die durchgehende Großschifffahrt schon lange stimmt, stimmt für andere noch lange nicht.

Da sind zunächst die Sportschiffer, die am oder im Elbe-Weser-Binnenfahrwasser zwischen Neuwerk und dem Festland vor Anker liegen, um auf passende Tide zu warten. Wenn man hier in mondlosen Nächten Ankerwache gehen soll, hat man keinen Orientierungspunkt. Also macht mancher illegal an einer Tonne fest oder betet - aber für die Sportschifffahrt ist der Bund leider nicht zuständig.

Auch wer je in eine lange Winternacht hinein mit dem Wattwagen nach Neuwerk gefahren ist, weiß den Turm zu schätzen. Sein starkes Licht ist im Dunkeln das Einzige, was Priele und Bänke notdürftig erhellt. Und zu jener Jahreszeit lässt es die Tide nicht immer zu im Hellen zu fahren.

Im kommenden Jahr jährt sich die Zündung des Feuers auf dem Neuwerker Turm zum 200sten Mal, seit etwa 370 Jahren ist dann Neuwerk überhaupt durch Hamburg befeuert. Seit der Abschaltung des "Hamburger Leuchtturms" (Cuxhaven, Alte Liebe) ist dies Deutschlands ältestes Nachtseezeichen.

Offiziell sind die Pläne zur Aufgabe des Feuers wohl seit Ende Januar, die IGSZ weiß von den Planungen schon einige Monate. Im Herbst schlug der Verein bei Gesprächen mit dem WSA Cuxhaven vor, dass evtl. die Hansestadt Hamburg das Feuer mit Einschränkungen weiter betreiben könnte und stieß erfreulicher Weise nicht auf Ablehnung sondern auf grundsätzliche Offenheit.

Die IGSZ hat sich daraufhin auf politischer Ebene schon mal etwas umgesehen. Sie hat die eindringliche Bitte an die Hamburg Port Authority gesendet, das Vorhaben zu unterstützen - schließlich haben einige ihrer Mitarbeiter gleich neben dem Turm ihren Arbeitsplatz. Dasselbe Schreiben ging an die Hamburger Kultursenatorin, sie möge das Projekt aus denkmalschützerischer Sicht begleiten.

Inzwischen steht fest: Wenn Hamburg sich bereit erklärt, das Feuer zu übernehmen, könnte aus Sicht des WSA der Turm weiter als Nachtsichtzeichen dienen. Also immerhin: Man ist im Gespräch - und das ist gut so.

 

 
Einige Fakten zum Turm
 
Allgemeines:
erbaut: 1300-1310 als Wehrturm
Leuchtturm seit 20. Dezember 1814
am 2. Mai 1924 als Nr.44 in FHH Denkmalliste eingetragen
Wert in der Bilanz der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH): 2,9 Mio Euro
Höhe: 39 m
 
Feuer historisch:
zunächst mit Rüböl betriebene Öllampen, ab ca. 1871-75 Petroleum
ab 1892: Faquhar-Öllampe, ab 1908: Auer-Glühlichtlampe
1942 Elektrifizierung, Glühlampe
 
Feuer heute:
Kennung: Drei Blinke alle 20 Sekunden
Höhe des Feuers über mittl. Hochwasser: 38 m
im September 2007 Umbau von klass.Glühlampe 230V/1000W mit Schraubfassung auf Halogenlampe 110V/600W
Tragweite 16 Seemeilen = 30 km
 
Optik:
ab 1814: 21 Parabolmetallspiegel, Durchmesser je 450mm,
ab 1892 Gürtellinse von gut 2m Höhe (Herst.: Gebr. Picht/Rathenow)

 

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