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Die jüngere Geschichte

des Leuchtturms Cuxhaven

14. Januar 2005


Wieder einmal zum Verkauf...

Der alte Leuchtturm Cuxhaven hatte vor vier Jahren ausgedient und wurde Anfang Mai 2001 abgechaltet. Dann ging alles relativ schnell.

Die Stadt Cuxhaven, der das Objekt angeboten wurde, hatte nicht die Mittel für Erwerb und Unterhalt. Trotz einer 15 Jahre zuvor erfolgten Sanierung, war das denkmalgeschützte Bauwerk offenbar sehr überholungsbedürftig. Schon die Ausgaben für die anderen Cuxhavener Maritimalien (Kugelbake, Wrackmuseum, Feuerschiff...) belasten das Stadtsäckel.

Wenige Monate später übergab die Wasser- und Schifffahrtsdirektion das Objekt an das Bundesvermögensamt, das es in private Hände verkaufte. Bei den Erwerbern gab es offenbar Visionen von kulturellen Nutzungen wie der Veranstaltung von Kunstgalerien.

Es ergab sich jedoch, dass mit den neuen Eigentümern nicht nur die Leuchtturm-Nutzung nicht so richtig in Schwung kommen wollte. Sie beglichen auch andernorts ihre Rechnungen nicht in in einer Form, die ihren Geschäftspartnern Freude bereitete. So wurde der Leuchtturm zu Beginn des vergangenen Jahres das erste Mal zur Zwangsversteigerung angemeldet.

Mit einigem Geschick und einem Eigentümerwechsel bekam man aber gerade noch die Kurve. Die Gläubiger erhielten ihr Geld - es soll sich um keine sehr große Summe gehandelt haben - und das Verfahren wurde im Frühsommer abgebrochen.

Dann kam eBay. In der "Szene" sprach sich schnell herum, dass der Turm wieder im Angebot war - diesmal freibleibend im Internet. Es gelang dem "Verantwortlichen" auch, eine junge Redakteurin des Deutschen Depeschendienstes zu gewinnen und sie offenbar gründlich einzuseifen (wie dies genau vor sich ging, entzieht sich der Kenntnis des Autors). Jedenfalls ging Anfang Dezember 2004 über den Verteiler an Deutschlands Presse: "Wohnen im Leuchtturm". Nur angedeutet wurde, dass da noch das eine oder andere Problemchen zu lösen sei (siehe die Links rechts). Statt dessen spekulierte man über die Notwendigkeit von Einbaumöbeln bei runden Wänden. Offenbar war nicht gerade seriös informiert worden. Viele Zeitungen zwischen Rostock und Emden druckten dies ohne viel lästige Recherche nach.

Wenn mir hier ein baupolitischer Einschub erlaubt ist: Soweit mir bekannt, lässt der Bebauungsplan keine Wohnnutzung auf der Alten Liebe zu. Eine Planänderung würde bedeuten, dass hier allgemein Wohnungsbau erfolgen kann. Reihenhäuser auf der Alten Liebe - das bewegt sich aus kommunalpolitischer Sicht doch wohl etwas außerhalb der Cuxhavener Stadtplanung.
Wenn man also Wohnnutzung ausschließlich für den Turm zulassen will, muss es sich um eine Art "Lex Leuchtturm" handeln. Da begäbe sich jeder Käufer auf ganz dünnes Eis, wenn er sich darauf verließe. Das gleiche gilt übrigens für viele andere Nutzungsformen, die den Turm der Öffentlichkeit in irgendeiner Form zugänglich machen. Schon bei den Feuerschutzvorschriften für das holzerne Innere sind dicke Bretter zu bohren.

Nun ist offenbar die neuste Entwicklung, dass die ganze eBay-Aktion nur ein Spaß war, um für die Zwangsversteigerung im März etwas zu trommeln. Was mir allerdings nicht in den Kopf will, ist, dass niemand versucht, den Turm z.B. über einen Förderverein der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Was bei Gemeinden in Borkum, Juist, Pilsum, Dorum, Warfleth, Lemwerder, Twielenfleth, Kampen, Arkona und jüngst bei Falshöft, geht, scheint in der Stadt Cuxhaven nicht so einfach zu sein. Dass es am Geld fehlt, überrascht nicht, denn das tut es anderswo auch. Viel trauriger ist doch, dass man keine Stimmen vernimmt von Menschen, die die Ärmel hochkrempeln und wenigstens versuchen, etwas in dieser Richtung auf die Beine zu stellen. "Mit den Cuxhavenern ist kein Staat zu machen" sagte zu mir einmal der Chefredakteur einer großen Tageszeitung - kann das stimmen ???

Auch die heimatorientierten Zeitungen in Cuxhaven und Hamburg, (Hamburg hat den Turm einst erbaut) berichten erstaunlich zögerlich.

Vielleicht freilich ist noch nicht alles verloren. Jedenfalls ist der Turm wohl ein etwas schwieriges Objekt und könnte uns (und natürlich den Gläubigern) noch einige Zeit erhalten bleiben - denn für ein baufälliges Objekt mit einem bunten Strauß von Nutzungsverboten sind die jetzt im Gespräch befindlichen 40.000 € auch kein echtes Schnäppchen.

Frank Toussaint

Nachbemerkung (16.2.2005)

Dem Amtsgericht Cuxhaven wurde am 14. Februar gegen Mittag von der antragstellenden Bank mitgeteilt, dass der Turm inzwischen freihändig verkauft worden sei. Sie stimme diesem Verkauf zu, das Zwangsvollstreckungsverfahren sei damit erledigt.

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